Ob 3D-Drucker, Drohnen oder Roboter: Die Digitalisierung prägt das Bauen von morgen. Wie genau – darüber diskutierten Fachleute am 15. November bei der KZA-Experten-Runde. Rund 70 Gäste folgten der Einladung in das Büro Koschany + Zimmer Architekten KZA in Essen-Rüttenscheid – und gewannen zum Teil überraschende Einblicke.
„In fünf Jahren wird in jedem Kinderzimmer ein 3D-Drucker für unter 50 Euro stehen“, erklärte Prof. Michael Schäfer von der Fakultät für technische Informatik an der Hochschule Ruhr West (HRW). Er leitet das HRW FabLab – eine von weltweit 1200 offenen Mitmach-Werkstätten, die Interessierte an neue Technologien der digitalen Fabrikation heranführen. In seinem Vortrag gab Schäfer einen Einblick in die Möglichkeiten der Industrie 4.0 und zeigte, was 3D-Drucker schon heute produzieren können: vom Hüftgelenk aus Titan über bunte Zuckerdekoration für den Kindergeburtstag bis hin zu Betonwänden.
Kommunikation zwischen Mensch und Maschine
Wie die Digitalisierung die Baubranche verändert, vertiefte Univ.-Prof. Dr. techn. Sigrid Brell-Cokcan. An der RWTH Aachen forscht sie daran, wie der Bauprozess über die gesamte Wertschöpfungskette automatisiert werden kann. Roboter nehmen in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle ein – und damit auch die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine.
„Es ist selbstverständlich, dass Architekten in Zukunft programmieren können müssen“, betonte Brell-Cokcan. Gleichzeitig nahm sie den Zuhörern die Sorge, der Mensch könne mit dem Fortschreiten der Digitalisierung seinen Platz in der Arbeitswelt verlieren. Denn am Ende seien Roboter nur Werkzeuge, die zielgerichtet Aufträge ausführen.
Drohnen eröffnen neue Perspektiven
Dem stimmte auch Andreas Riem zu, der den Gästen den dritten großen Themenbereich des Abends vorstellte: Drohnen. „Wo man früher Helikopter brauchte, kann man heute mit Drohnen relativ einfach neue Perspektiven einnehmen“, sagte der Inhaber der Firma Ultimate Rotors aus Wesseling. Für seine Kunden fertigt er Bild- und Videoaufnahmen aus der Vogelperspektive an.
Der Wandel in der Branche sei immens – allein in den zwei Jahren seit seiner Unternehmensgründung hätten sich die technischen Möglichkeiten rasant verbessert. Inzwischen lassen sich schwer erreichbare Gebäudeteile per Drohne warten, Flächen vermessen und Wege auf der Baustelle exakt berechnen. Und schon bald könnten auf diesem Weg auch Personen oder größere Lasten zwischen Logistikstandorten hin und her transportiert würden, erklärte Riem.
Den digitalen Wandel mitgestalten
Doch bieten all diese Veränderungen Anlass zur Euphorie – oder sollten sie eher kritisch hinterfragt werden? Dieses Frage machte Moderator Martin von Mauschwitz zum Ausgangspunkt der abschließenden Diskussionsrunde. Am Ende waren sich die Referenten einig: Es gelte, den neuen Technologien möglichst offen gegenüberzustehen, den Wandel mitzugestalten und das digitale Know-how junger Menschen fachübergreifend zu nutzen. „Sich darauf einlassen, mitmachen und einmischen – nur so geht es“, appellierte KZA-Geschäftsführer Axel Koschany.
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