Noch sind die Flure des Neubaus leer, doch mit dem ersten Gong nach den Sommerferien wird sich die Situation schlagartig ändern. Dann bevölkern die ersten Kinder die Gesamtschule Hürth – und testen die Qualitäten des Gebäudes. Das KZA-Team hat die Ausführungsplanung für das rund 40 Millionen teure Bauvorhaben betreut. Nach knapp zweijähriger Bauzeit ist es nun bereit für den Einzug.
Für die Essener Architekten um Projektleiter Hans Protsch war die Planung der Schule etwas Besonderes. Denn den Entwurf des Büros h4a Architekten aus Stuttgart haben sie erstmals mit einer neuen digitalen Arbeitsmethode umgesetzt: dem Building Information Modeling, kurz BIM. Im Mittelpunkt steht ein komplexes dreidimensionales Modell, das alle Gebäudeteile mit ihren Eigenschaften erfasst und digital vernetzt.
Daraus ergeben sich mehrere Vorteile: Zum einen erkennt das System automatisch, wie sich eine Änderung in einem Bereich auf einen anderen Teilbereich auswirkt – und passt die Daten entsprechend an. Zum anderen können alle Projektbeteiligten jederzeit auf das Modell zugreifen – Zeitpläne und Kosten lassen sich schneller und effizienter kalkulieren.
Mit BIM Zeit sparen und Fehler vermeiden
„Für die Ersteingabe der Daten brauchen wir zwar genauso lange wie bei anderen Verfahren. Dafür lässt sich bei Änderungen sehr viel Zeit einsparen, und man hat mehr Chancen, Fehler zu finden“, erklärt Hans Protsch. Wenn sich der Bauherr beispielsweise während der Planungsphase andere Tafeln für die Klassen wünscht als ursprünglich geplant, dann lässt sich das mit wenig Aufwand in den Plänen ändern: „Man muss die neuen Abmessungen nur für eine einzige Tafel eingeben – das System übernimmt sie dann automatisch für alle Tafeln gleichen Typs im Gebäude.“
Auch auf der Baustelle bietet die intelligente dreidimensionale Planung Vorteile. Bei ihren Rundgängen hatten die Bauleiter in Hürth keine Papierbögen, sondern Tablets im Gepäck. Sie konnten so schnell nachvollziehen, ob die Vorgaben der Pläne vor Ort richtig umgesetzt wurden.
Azubis planten mit
Für das Team von KZA war die Gesamtschule Hürth übrigens noch in einer weiteren Hinsicht außergewöhnlich. Denn auch die Bauzeichner-Azubis des Essener Architekturbüros waren eng in die Planung einbezogen – und lernten so von Anfang an, mit BIM zu arbeiten.
„Das ist ein Thema, mit dem wir in der Berufsschule kaum in Berührung kommen – dabei ist es für unsere berufliche Zukunft sehr wichtig“, sagt Chris Moog, Auszubildender im zweiten Lehrjahr. BIM mache den Arbeitsalltag in vielerlei Hinsicht einfacher, ergänzt sein Kollege Marcel Roling (drittes Lehrjahr). „Man hat ein besseres Verständnis für ein Projekt und eine bessere Übersicht.“ Nicht nur deshalb gehört BIM bei KZA inzwischen zum Alltag. „Die Methode hat sich international längst durchgesetzt und gewinnt auch in Deutschland immer mehr an Bedeutung“, betont Hans Protsch.
Nähere Informationen zur Gesamtschule Hürth gibt es hier.