Koschany + Zimmer Architekten KZA haben ein Joint Venture mit der China Design Group (CDG) aus der Millionenstadt Nanjing gegründet. Der Registrierungsprozess für das Gemeinschaftsunternehmen SINO.GERMAN.DESIGN.STUDIO wurde vor wenigen Tagen abgeschlossen. Um erste Projekte vorzubereiten, kamen hochrangige Vertreter des chinesischen Partnerunternehmens zu einem einwöchigen Besuch in die Metropole Ruhr.
Die Kooperation der Unternehmen ist aus der Urbanisierungspartnerschaft zwischen China und der Europäischen Union entstanden, die 2012 vereinbart wurde. Sie soll Lösungsansätze für das rasante Wachstum chinesischer Städte mit sich bringen. Die Essener Wirtschaftsförderungs Gesellschaft (EWG) setzt das EU-China-Abkommen für die Stadt Essen federführend um. Sie hat dabei die Gründung des Joint Ventures der Essener Architekten mit der China Design Group beratend begleitet.
Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit
Auf Einladung von KZA und EWG absolvierte die sechsköpfige chinesische Delegation ein umfangreiches Programm. Darunter waren auch Vertreter der Yadong Group aus Nanjing. Denn der chinesische Investor sucht derzeit Anregungen für die Entwicklung generationengerechter Quartiere und nachhaltiger Infrastruktur in seinem Heimatland. „In China gilt Deutschland als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit“, betonte KZA-Geschäftsführer Axel Koschany.
Und so hatten die Gastgeber das Programm ganz auf die Bedürfnisse der chinesischen Delegation zugeschnitten. Ein Vortrag über das von KZA entwickelte Modulbau-Konzept zeigte, wie sich bezahlbarer Wohnraum innerhalb kurzer Zeit realisieren lässt. Und dann ging es auf Tour durch das Ruhrgebiet.
Ziele waren die Zeche Zollverein in Essen ebenso wie das Deutsche Bergbaumuseum und die Jahrhunderthalle in Bochum. Das gemeinsame Thema: die Umnutzung ehemaliger Industriegebäude und -areale, die auch in China immer wichtiger wird. So hat die Yadong-Group bereits ein ehemaliges Erzbergwerk in der Nähe von Nanjing erworben, das in wesentlichen Teilen unter Denkmalschutz steht und nun mit Hilfe der Essener Architekten neuen Nutzungen zugeführt werden soll.
Modelle zur Stadtentwicklung
Außergewöhnliche Modelle zur Stadtentwicklung standen auch bei einem Ausflug nach Bad Münstereifel im Fokus: Hier hat ein Investor einen Großteil der örtlichen Ladenlokale übernommen und in ein City-Outlet verwandelt, um dem Ausbluten der Altstadt entgegenzuwirken.
Doch die Gäste beschäftigte noch ein weiteres Thema. Denn bis zum Jahr 2020, so sehen es aktuelle Prognosen vor, wird die Zahl der Menschen im Rentenalter in China auf über 250 Millionen steigen. Der Blick in deutsche Vorsorgezentren und Alteneinrichtungen fand deshalb besonderen Anklang.
Gegenbesuch im September
Mit Blick auf das gebündelte Fachwissen habe man großes Interesse daran, ein Projekt mit den deutschen Kooperationspartnern auf die Beine zu stellen, betonte Chenggang Liu, Geschäftsführer der Yadong Group, in einem Fazit des Besuchs. Auch KZA-Geschäftsführer Axel Koschany zeigte sich zufrieden: „Wir haben viele positive Rückmeldungen von den Gästen bekommen und konnten klare Absprachen über das weitere Vorgehen treffen.“
Schon im September wird eine Essener Delegation unter Leitung von Dr. Dietmar Düdden, dem Geschäftsführer der EWG, zum Gegenbesuch nach China aufbrechen. Dann soll in Changzhou auch der zweite deutsch-chinesische Gesundheitskongress zum Thema Geriatrie stattfinden. Dort werden die Architekten von KZA wichtige Impulse für Wohnkonzepte im Alter beisteuern.